Chor

Mitsingen

Die Junge Kantorei probt in selbständigen Gruppen in zwei Städten ein gemeinsames Programm, das zusammen aufgeführt wird. Neue Sängerinnen und Sänger heißen wir herzlich willkommen. Wir führen keine Aufnahmeprüfung durch, wünschen uns jedoch einen regelmäßigen Probenbesuch, gerne Chorerfahrung und vor allem deine Bereitschaft, Zeit und Energie in die Erarbeitung und Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Chorwerk zu investieren.

Wenn du dich als Chorsänger*in für die Junge Kantorei interessierst, findest Du hier  Informationen. Schau dich in Ruhe auf unseren Seiten um, sichte die Probenpläne und setz dich dann mit uns in Verbindung.

Wir freuen uns über Deinen Besuch und darauf, Dich kennenzulernen!

Mittwoch:
Heidelberg
CATS Centre for Asian and Transcultural Studies
Voßstr. 2, 69115 Heidelberg
20-22 Uhr
Kontakt: Anne Päpke, Tel. 06221-402087
E-Mail: heidelberg@junge-kantorei.de
Freitag:
Frankfurt am Main
Wartburgkirche, Hartmann-Ibach-Straße/Hallgartenstraße (Nordend)
20-22 Uhr
Kontakt: Birgit Klein, Tel. 0179-5180185
E-Mail: frankfurt@junge-kantorei.de

Zusätzlich zu den Wochenproben treffen wir uns etwa einmal im Monat samstags in Frankfurt oder in Heidelberg zum gemeinsamen Proben.


Arbeitsweise und Geschichte

Die Junge Kantorei besteht heute aus zwei Teilchören mit insgesamt etwa 80 Sängerinnen und Sängern, die zunächst an ihren Probenorten in Frankfurt und Heidelberg getrennt arbeiten, sich dann auch zu Wochenendproben treffen und schließlich gemeinsam konzertieren. Jedes Jahr kommen zwei bis drei Projekte, immer wieder auch große, komplexe Produktionen, in der Frankfurter Region und darüber hinaus zur Aufführung.

Als gemeinnütziger Verein der freien Kulturarbeit bestreitet der Chor seinen Basishaushalt (Kosten für Räume, Administration, Chorleitung, Noten) ausschließlich aus freiwilligen Spenden der Mitglieder und ihres Umfelds. Mitgliedsbeiträge kennt der Verein seit seiner Gründung nicht und unterstreicht damit Freiwilligkeit, Engagement und das profunde Interesse der Chorfamilie an »ihrer Kantorei«. Die Konzerte selbst werden maßgeblich von einem über die Jahre und Jahrzehnte gewachsenen Kreis renommierter Musik- und Kulturstiftungen, öffentlichen Institutionen und dem Freundeskreis Junge Kantorei e.V. getragen. Die gewachsene Kultur der Jungen Kantorei, die auch für Mitwirkende und Publikum erlebbar ist, sowie ihr unverwechselbares Profil unter den Oratorienchören in Frankfurt und den umliegenden Regionen erleichtern die jährliche projektorientierte Akquisition der notwendigen finanziellen Mittel.

Die Geschichte der Jungen Kantorei beginnt im Jahr 1961: Im Auftrag der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau gründet Joachim Carlos Martini die »Hessische Schülerkantorei«, die sich 1968 mit dem Studentenchor der Goethe-Universität – dem »Frankfurter Motettenchor« – und der »Dornbusch-Kantorei« zur Jungen Kantorei vereinigt. Diese entwickelt sich bald mit zahlreichen Aufführungen barocker, klassischer, romantischer und zeitgenössischer A-cappella-Werke und Oratorien zu einem Vokalensemble von internationalem Ansehen. Joachim Martini leitete den Chor mit zuletzt vier Teilchören (Bonn, Frankfurt, Heidelberg und Marburg) über 50 Jahre lang und prägte ihn maßgeblich durch sein Musikverständnis, aber auch durch seine Auffassung des sozialen Miteinanders. Mit den Pfingstkonzerten 2013 legte er im Alter von 82 Jahren sein Amt als Chorleiter nieder. Im September 2015 wurde ihm die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt verliehen.

Mit dem jungen Chorleiter Jonathan Hofmann schlägt die Junge Kantorei seit 2014 ein neues Kapitel auf und bleibt zugleich ihrem Anspruch treu: Mitreißende musikalische Darbietungen sind immer wieder geprägt von der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und politischen Themen der Gegenwart. Neben der Freude am Musizieren will die Junge Kantorei auch aufrütteln, lieb gewordene Hörgewohnheiten aufbrechen, aufhorchen lassen. Das ist und bleibt ihr wichtigstes Anliegen.


Intention und Profil

In der jüngeren Vergangenheit ab 2014 wurde das zentrale Anliegen der Jungen Kantorei neu bestimmt, ohne dabei ihre traditionellen Qualitätsmerkmale aus den Augen zu verlieren – die seit jeher gepflegte Beschäftigung mit der historischen Aufführungspraxis sowie die Auseinandersetzung mit den Inhalten der Werke in der zeitgeschichtlichen Situation ihrer Entstehung einerseits und ihrer aktuellen Aufführung andererseits.

Unter dem Motto NeuHören möchten wir unsere Zuhörenden mit begeisternden musikalischen Darbietungen verwöhnen, jedoch ohne sie als rein passive Rezipienten zu verstehen. Wir wollen unser Publikum aufhorchen lassen, indem wir alte Hörgewohnheiten durchbrechen, neue Medien einsetzen, ungewöhnliche künstlerische Konstellationen wagen oder gesellschaftspolitische Themen der Gegenwart mit den dramatischen und musikalischen Inhalten der Werke verflechten. Auf diese Weise öffnen wir die Grenze zwischen Mitwirkenden und Publikum und machen Musik auf eine bisher »unerhörte« Weise erlebbar.

Das gelingt auf verschiedenen Wegen und Ebenen, die je nach Projekt auch miteinander verzahnt sein können:

Oft gehörte oratorische Repertoirewerke betten wir in einen ungewohnten Kontext ein, der das Publikum dazu bringt, sich aus einem neuen Blickwinkel mit ihnen auseinanderzusetzen. Insbesondere bei »Klassikern«, die uns aus unzähligen Aufführungen und Einspielungen vertraut sind, geht häufig das Bewusstsein für ihre Einmaligkeit, ihre Brisanz oder auch ihre elementare und erschütternde Botschaft in ihrem historischen Kontext verloren. Ohne das Werk an sich zu verändern, ergänzen oder kombinieren wir es daher mit szenischen, visuellen oder anderen musikalischen Elementen, die seinen Charakter schärfer hervortreten lassen oder ganz neue Interpretationen eröffnen.

Große Bedeutung hat für uns die Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen. Kinder führen wir in die Welt der Chor- und Orchestermusik ein, indem wir sie vor einem Konzert zum gemeinsamen Musizieren einladen. Nach einer kurzen Vorführung ausgewählter Stücke aus dem Programm werden die Kinder Schritt für Schritt näher an die Musik herangeführt. Wofür ist der Dirigent eigentlich da? Welche Instrumente gibt es? Wie unterscheiden sich die einzelnen Stimmen? Zum Schluss dürfen sich die Kinder in den Chor einreihen und mitsingen, haben teil am Geschehen und an der Musik – dort, wo sie entsteht. So gelingt es, Kinder eindrück- lich und nachhaltig für klassische Musik zu begeistern.

Wir laden Jugendliche mit ihren Themen und Anliegen zu unseren Projekten ein und lassen sie zu Wort kommen, indem wir sie mit ihren eigenen Texten, Tanz oder Spielszenen thematisch in eine Aufführung einbinden. So erhalten sie die Möglichkeit, ihre Sicht der Dinge in einer von Erwachsenen dominierten Welt darzulegen. Mit ihrer oft geradlinigen und klaren Sprache können sie Probleme und Zusammenhänge erkennbar machen, die sonst weniger Beachtung finden, und schlagen auf diese Weise eine Brücke zwischen den Generationen, die zu einem besseren Verständnis führt. Auch hier durchbrechen wir die Methoden einer althergebrachten, eher pädagogischen Musikvermittlung, indem wir jungen Menschen die aktive Mitgestaltung unserer Aufführungen überlassen.

Unter Mitwirkung kreativer und außergewöhnlicher Künstlerinnen und Künstler verknüpfen wir A-cappella-Chorwerke verschiedener Epochen und Gattungen mit anderen Kunstformen wie Improvisation, Schauspiel oder Installation. Dieses Miteinander von scheinbar Unvereinbarem schafft überraschende und mitreißende Synergien, weckt Assoziationen und innere Bildwelten und lädt zu Aufbruch oder auch Widerspruch ein.

Ursprünglich durch die Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie dazu gezwungen, haben wir eine neue Form der Aufführung entwickelt: die »multimediale Live-Produktion«. Die Chorarbeit mehrerer Monate wird in digitalen Aufnahmen festgehalten, aus denen ein Film im Charakter einer Dokumentation entsteht. Die Präsentation dieses Films vor Publikum wird dann durch Live-Auftritte kleinerer Ensembles ergänzt. Hervorzuheben ist, dass die Aufnahmen von allen Mitwirkenden eine besonders sorgfältige Vorbereitung und hohe Konzentration erfordern und die Ergebnisse der intensiven Probenarbeit überdies langfristig fixierbar sind. Dieses Konzept lässt sich flexibel auf künftige Szenarien der Kulturarbeit anwenden.