Kaum ein Werk der Sakralmusik hat so viel Anerkennung gefunden wie Händels „Messiah“, dessen „Hallelujah“ wohl auch dem kirchenfernsten Europäer bekannt sein dürfte. Die Eckpfeiler seiner Entstehung sind bekannt: In knapp drei Wochen komponierte Händel 1741 das unvergleichliche Oratorium. Die Uraufführung ein Jahr später in Dublin wurde zum großen Publikumserfolg. 250 Jahre nach Händels Tod ist der „Messiah“ so populär wie eh und je. Seine Aufführung in der Heidelberger Peterskirche mit der jungen kantorei, begleitet vom Barockorchester Frankfurt unter der Leitung von Joachim Carlos Martini, erfreute sich großen Publikumszuspruchs.
Das Werk rührt an, durch das von Charles Jennens erstellte Libretto und durch die bald verheißungsvoll kräftig-freudigen, bald unheilschwangeren, Tod und Schmerz verheißenden Harmonien. Mit seiner kraftvoll-warmen Stimme, die gleichsam aufblühend das Geheimnis des Lebens nach dem Tod verkündete, beseelte der niederländische Bass Peter Kooij die Atmosphäre. Die blinde Sopranistin Gerlinde Sämann, heimlicher Star des Abends, hob mit ihrer klaren, luziden Stimme die Herzen in erdenferne Sphären. Kultiviert, jedoch unpassend exotisch klang der Falsettgesang des englischen Countertenors Alex Potter, der die Partie der Altstimme übernahm. Warum Martini den Alt nicht durch eine Frauenstimme besetzte, scheint nicht einsichtig. Hat Händel dies doch selbst in der Uraufführung getan und ist seine Ablehnung dieser Gesangsform, in der die Brustresonanz ausgeschaltet wird, doch bekannt.
So fühlten sich Kastraten wie Carlo Broschi, genannt Farinelli, von Händel unverstanden. Zu dessen Zeit war der Gesang von Frauen in der Kirche freilich noch teilweise verboten. Dieses Verbot gilt heute, zum Glück, nicht mehr. Es wäre also durchaus möglich gewesen, eine Frau die Altpartie singen zu lassen. Traurig, dass dies nicht geschah. Traurig auch, dass sich die eigentliche dynamische Arbeit Martinis mit dem Chor auf die Interpretation des „Hallelujah“ und die mit traditioneller Verve hingelegte Coda beschränkte.
Rhein-Neckar-Zeitung vom 4. Juni 2009
Astrik Mader